Ein herzliches Wilkommen an die neuen Zuhörer unseres ersten Podcasts „Gradwandler“.
Entgegen des allgemeinen Narrativs, der Einzelne und sein Verhalten wären angesichts von gesellschaftlichen Mehrheiten bedeutungslos, glauben wir, die Gradwandler, an die Macht des Individuums. Fortschritt ist natürlich nicht an kurzfristige, radikale Paradigmenwechsel gebunden, sondern kann auch stets durch sukzessiven Wandel errungen werden.
Das mag trivial klingen. Doch, geht es darum, Eigenverantwortung zu übernehmen, flüchten sich viele Menschen in einen wohligen Fatalismus, dessen beruhigende Erkenntnis lautet: „Ich alleine kann sowieso nichts ausrichten.“ Ungerecht wäre es zu behaupten, solche Reaktionen gründen nur auf bloßer Gemütlichkeit. Dahinter steckt oftmals die Angst vor sozialen Sanktionen oder, wenn es um ökologischen Strukturwandel geht, die Angst vor dem Verlust des eigenen Lebensstandards.
Die Politologin Erica Chenoweth der Harward University untersuchte mit ihren Kollegen, den Einfluss von gewaltsamen und gewaltfreien Protesten auf soziale und politische Entwicklungen am Gegenstand von mehr als hundert Kampagnen. Das Ergebnis ist damals wie heute erstaunlich und wurde so oft rezitiert, dass man inzwischen nur noch von der berühmten „3,5-Prozent-Regel“ spricht: Chenoweth kam nicht nur zu dem Ergebnis, gewaltfreier und ziviler Ungehorsam sei die effektivste Protestform, sondern schloss gleichzeitig, dass für einen Wandel das Engagement von durchschnittlich 3,5 Prozent der Bevölkerung ausreicht. Wenn wir im Kontext dieser Prozentzahl in Deutschland ungefähr von drei Millionen Menschen sprechen, sind es in den USA selbstverständlich ungleich mehr. Und doch zeigen die „Black-Lives-Matter“-Proteste wie ziviler Ungehorsam über nationale Grenzen hinaus, internationale Reaktionen provozieren und politisch mobilisieren kann.
Wir wollen deshalb über den Einfluss dieser Minderheiten sprechen.
Die Einflussnahme von Minderheiten müssen natürlich nicht mit progressiven Zielen oder emanzipatorischen Bestrebungen verknüpft sein. Minderheiten können auch eine Destabilisierung von Demokratien und einer Rückbesinnung zu regressiven Werte auslösen.
Neben äußerliche Faktoren, spielt bei der Durchsetzung von Minderheitenmeinungen insbesondere die Beharrlichkeit, die Gewaltfreiheit und die Art der Kommunikation eine Rolle.
Unsere Wirkmacht als Individuen erschöpft sich natürlich nicht im Gebrauch unseres Demonstrationsrechts oder dem Recht auf freien Meinungsäußerung. Wir können auch ein Zeichen durch unser Verhalten setzen, in besonderen Maße durch unser Kaufverhalten. In diesem Kontext sprechen wir über Fleischkonsum, Flugreisen, Kreuzfahrten und das eigene Auto